Mühlstraße

Objekt Nr. 08 | Mlýnská ul., Teplice

Die heutige Mühlstraße liegt zwischen zwei Felsmassiven, früher Mont de Ligne und Königshöhe genannt, und ihr größter Teil wurde von den Teplitzern als Baumaterial abgetragen. Dieses relativ kleine Tal formten in Millionen von Jahren die gewaltigen heißen Quellen, die an der Stelle des heutigen Kurhauses Beethoven aus der Erde empor quollen. Auch wenn der heute nicht mehr existierende Bach, auch Katzbach genannt, nur etwa 650 m lang war, bot er doch dank der Kraft der Quellen alle Voraussetzungen dafür, dass die Anwohner hier Mühlen errichteten.

Die erste bisher bekannte schriftliche Erwähnung von Mühlen am Katzbach stammt aus dem Jahre 1468. Das Stadtbuch nennt vier Mühlen in diesem Bereich und eine fünfte Prasseditzer Mühle. Es handelte sich um die ersten Gebäude hinter den Stadtmauern des mittelalterlichen Teplitz. Allmählich kamen auch noch weitere hinzu, aber Häuser gab es lange Zeit nicht mehr als zehn. Zu einer Wende kam es nach dem Stadtbrand 1793. Von dieser Katastrophe erholte sich die Stadt relativ rasch und begann sich nun immer mehr zu entfalten. Die erste Richtung, in die sich die Stadt erweiterte, war gerade die Mühlstraße, die Teplitz mit Schönau verband. Auch führte hier die Straße nach Prag entlang.

Bereits 1815 gab es hier 21 Häuser und bald kamen weitere hinzu. Die Leute trugen damals den Felsen ab, in den sie auch teilweise ihre Häuser hinein bauten. Reste von Kellern und verschiedenen Räumen sind noch heute zu erkennen. Die ganze Mühlstraße hatte überwiegend klassizistischen Charakter, auch wenn Mitte des 19. Jahrhunderts die Bausubstanz durch Gebäude im historisierenden, später auch im Jugendstil ergänzt oder mitunter ersetzt wurde. Aus der gleichen Zeit stammen die Reihenhäuser auf dem Laube-Platz und auch das Gebäude der heutigen Post, das ursprünglich als Gasthof zum preußischen König erbaut wurde. Mitte desselben Jahrhunderts entstand durch Errichtung eines Innenblockes die sog. Kleine Mühlstraße, wo sich überwiegend kleinere Häuser und Höfe befanden.

In dieser Straße standen die Mühlräder in der gleichen Zeit still, als die Quelle versank, also 1879, und gaben ihre Tätigkeit für immer auf. Anstelle der sog. Obermühle entstand bereits 1872 das Kaiserbad, dessen derzeitiges Aussehen der bekannte Architekt Max Loos von Losimfeldt entwarf. An der gegenüber liegenden Seite des Laube-Platzes ließ der Teplitzer Rechtsanwalt und Stadtverordnete Dr. Stradal das ansehnliche Familienhaus Zum russischen Zaren erbauen, ebenfalls nach Plänen von Max Loos. Anstelle einer weiteren Mühle errichtete Fürst Schwarzenberg ein Wohnhaus im Pseudorenaissancestil.

In der Mühlstraße standen vor dem Zweiten Weltkrieg annähernd 60 Häuser. Krieg und Umsturz des gesellschaftlichen Regimes brachten dieser Straße den allmählichen Verfall. Zuerst erfolgte der Abriss von Häusern, die bereits stark beschädigt waren. In Erneuerungen wurde nicht investiert und die restlichen Häuser verfielen zusehends. Die letzten Objekte wurden dann 1987 abgerissen. Zum Teil sollten diese durch ein neues Kurhaus ersetzt werden, dessen Bau aber nie vollendet wurde und der sich bis heute als Torso in einem leeren und traurigen Raum erhebt, der einst ein reizvoller Bestandteil der Bäderstadt war.

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GPS: 50° 38' 21.285" N, 13° 50' 4.558" E

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