Der Beneš-Platz

Objekt Nr. 38 | Teplice

Obwohl der Beneš-Platz erst im 19. Jahrhundert entstand, wurde er doch relativ schnell zu einem betriebsamen Ort mit Straßenbahnverbindungen. Damals trug er noch die Bezeichnung Schulplatz, im 20. Jahrhundert dann wurde er in den Dr. Edvard Beneš-Platz, nachfolgend in den Dr. Zdeněk Nejedlý-Platz und nach der Samtenen Revolution wieder in Beneš-Platz umbenannt. Heute ist für uns dieser Platz vor allem ein Kreuzungspunkt der Autobus- und Trolleybus-Linien. Seine Rolle in der Geschichte der Stadt ist jedoch weit bedeutender: Gerade hier begannen im Jahre 1989 die ersten Schritte zu einer Wiedergeburt der Demokratie.

In den Tagen des 11. bis 13. November fanden hier immer stärker werdende ökologische Demonstrationen statt. Infolge des intensiven Abbaus und der Verbrennung von Kohle war die Luftverschmutzung unerträglich geworden. Seit den 80er Jahren erstickte die Stadt fast das ganze Jahr über in Smog. Der Aufenthalt im Freien, ja sogar nur das Lüften war bereits gesundheitsschädigend. Obwohl öffentlich zugegeben wurde, dass „Nordböhmen vor allem die Rohstoff- und Industriebasis der Republik“ sei, so getraute sich doch niemand zuzugeben, dass die verpestete Luft direkt mit der politischen Situation im Lande zusammenhing. Die Atmosphäre auf dem Beneš-Platz in jenen Novembertagen des Jahres 1989 schildert Pavel Ryjáček in seinem Artikel „Studenten-November“ in der heute schon nicht mehr existierende Monatszeitschrift Revue Teplice:

10. November, Freitag. Teplitz liegt unter einer Dunsthaube, und so wird den Kindern wieder verboten raus zu gehen… Irgendwo in den Straßen erscheinen Flugblätter mit der Einladung zur ökologischen Demonstration. Niemand weiß, wer sie schrieb, die Nachricht verbreitet sich aber von Mund zu Mund.

11. November, Samstag. Die Einwohner durchbrechen das erste Mal ihre jahrelange Zurückhaltung und treffen sich im Zentrum der Stadt, auch wenn es ihnen niemand erlaubt hat. Der Sinn dieser Aktion ist aber vorsorglich nur ökologisch. Die Menschen haben Angst, die Hymne zu singen.

12. November, Sonntag. Die Menschen treffen sich erneut, diesmal jedoch schon in Anwesenheit der Staatssicherheit. Angeblich stören sie den Stadtverkehr… Radio und Fernsehen bewahren über dieses Vorkommnis strenges Schweigen.

13. November, Montag. Die dritte Demonstration kann schon niemand mehr ignorieren. Ordnungskräfte greifen in brutaler Weise ein. Nach Prag und zwei weiteren Großstädten ist Teplitz die erste, die an eigenem Leibe die Härte der Staatssicherheit erfährt, aber auch die Begeisterung der Teilnahme an der Demonstration … Hier wird die Grundlage dazu gelegt, dass nicht lange darauf die Studenten in Prag skandieren: „Teplice, Teplice…“

Das kommunistische Regime wurde, wie bekannt, noch vor Ende des Jahres gestürzt. An die Tatsache, dass gerade die Demonstrationen in Teplice ein Vorzeichen der Schlüsselereignisse auf der Nationalallee in Prag waren, erinnert heute eine Bronzetafel am Brunnen.

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