Die Sokol-Turnhalle auf der Letna

Objekt Nr. 44 | U Hrádku 2999, Teplice

Die Turnvereine hatten in der Zeit des anwachsenden Nationalismus – also ab Mitte des 19. Jahrhunderts – eine nicht unerhebliche Bedeutung für die Selbstbestimmung der einzelnen Völker. Sie bemühten sich nicht nur um die körperliche, sondern auch um die geistige Entwicklung ihrer Mitglieder und erweckten in ihnen den Patriotismus. In Teplitz wirkten einige dieser Vereine; besonders ragten der tschechische Sokol (Falke) und der deutsche Turnverein heraus.

Als im Jahre 1894 die örtliche Organisation Sokol gegründet wurde, hatte der Turnverein bereits eine zwanzigjährige Tätigkeit hinter sich. Allerdings sprach in dieser Zeit nicht einmal ein Fünftel der Teplitzer tschechisch. Beide Vereine wetteiferten natürlich untereinander um das Prestige und damit unmittelbar auch um das Prestige ihrer Nation. Dem mussten auch die Vereins-Turnhallen entsprechen. Der Sokol-Verein richtete sich 1902 das ehemalige Restaurant Böhm in der damaligen Seilers-Str., später Tyršová ulice ein. Dieses einstmals Neurenaissance-Gebäude des Sokol-Vereins musste aber 1977 dem Ausbau der Fernverkehrsstraße E55 weichen. Dagegen dient die ansehnliche Jugendstil-Turnhalle (Neue Turnhalle) auf der ehemaligen Königshöhe, die sich der deutsche Turnverein 1909 errichten ließ, noch heute ihrem Zweck.

Der deutsche Turnverein veranstaltete zwischen den Weltkriegen einige Versammlungen in Teplitz. Die Stadt erinnert sich z.B. an die Wahl im Jahre 1923, als Konrad Henlein zum Korrespondenten für Jugenderziehung vorgeschlagen wurde. Damals war er Turnlehrer in Asch, im Laufe der Zeit aber stieg er nicht nur in die Leitung des Turnvereins, sondern auch zu politischen Funktionen auf. 1935 wurde er Vorsitzender der Sudetendeutschen Partei, die den Anschluss der Gebiete mit überwiegend deutscher Bevölkerung an das Deutsche Reich durchsetzte.

Nach 1945 und der Vertreibung der deutschen Bevölkerung kam die Neue Turnhalle unter die Verwaltung des Sokol-Vereins. Drei Jahre später aber musste der Sokol, den die Kommunisten zu vernichten suchten, das Gebäude wieder verlassen. Erst nach Fall des Kommunismus konnten sie wieder in die Turnhalle zurückkehren und wirken hier bis heute.

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